French Open

Tennis-Gigant Alcaraz - knackt er sogar Nadals Paris-Rekord?

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Nach dem Giganten-Finale bei den French Open und dem 4:6, 6:7, 6:4, 7:6, 7:6-Rekordsieg von Carlos Alcaraz (22) über Jannik Sinner (23) sind sich Experten einig: An den beiden besten Tennisspielern der Gegenwart wird lange kein Weg vorbei führen.

Das Major in Roland Garros und vor allem das Endspiel machte deutlich, dass keiner an die beiden Finalprotagonisten derzeit herankommt. Für den im Viertelfinale Novak Djokovic unterlegenen Deutschen Alexander Zverev sieht es für sein Streben nach dem ersten Grand-Slam-Triumph nicht gut aus, ebenso für den Sinner im Halbfinale in drei Sätzen unterlegenen Djokovic für das Erreichen seines 25 Major-Titels.

Die Zeit und das Alter spricht gegen den 38-Jährigen Djokovic (der seine Rückkehr nach Paris offen hielt) und für den 22-jährigen Alcaraz sowie den 23-jährigen Sinner. Die beiden stellten ihr erstes Major-Finalduell auf eine Stufe mit den ganz großen Endspielen der Grand-Slam-Historie. "Es gibt Schläge, bei denen ich nicht weiß, wie sie mir gelungen sind", erklärte Alcaraz nach der Abwehr von drei Matchbällen und dem in fünf Sätzen in 5:29 Stunden fixierten Sieg. Auf Major-Finalebene spielten nur der siegreiche Djokovic und Nadal bei den Australian Open 2012 länger, und zwar 5:53 Stunden.

Alcaraz wie Nadal bei 6. Grand-Slam-Titelgewinn 22 Jahre, 1 Monat und 3 Tage alt

Nadal hat in Alcaraz einen würdigen Nachfolger gefunden. Kuriose Parallele: Alcaraz war bei seinem 5. Grand-Slam-Titelgewinn am Sonntag exakt gleich alt wie Nadal, nämlich 22 Jahre, 1 Monat und 3 Tage. Bei Nadal war es am 6. Juli 2008 in Wimbledon der erste Major-Titel abseits von Roland Garros. Der in Grand-Slam-Finali unbesiegte Alcaraz ist aber in diesem Alter schon um einiges breiter aufgestellt. Neben seinen beiden Paris-Titeln im Vorjahr und heuer auf Sand gewann er 2022 auf Hartplatz die US Open sowie 2023 und 2024 auf Rasen in Wimbledon.

 Alcaraz stellt sich deswegen aber auf keinen Fall über den vor Turnierbeginn u.a. mit einem Fußabdruck am Court Philippe-Chartrier 14-fachen Paris-Sieger Nadal. "Ich muss erst einmal realisieren, was ich erreicht habe", sagte er nach seinem Comeback-Sieg. "Der Zufall, dass ich meinen fünften Titel im selben Alter wie Rafael Nadal, mein Idol und meine Inspiration, gewonnen habe, ist wohl Schicksal. Es ist eine Ehre." Schon in wenigen Wochen tritt er in Wimbledon wieder als Titelverteidiger an, Sinner strebt erneut die Entthronisierung an.

Damit hat die neue Tennis-Generation wohl endgültig das Zepter übernommen. Nach dem Fünfsatz-Triumph von Alcaraz hat nun jeder der beiden drei der vergangenen sechs Grand-Slam-Turniere gewonnen. Statt den "Big Three" (von denen nur mehr Novak Djokovic aktiv ist) haben wir jetzt eine "Fall für Zwei". 

Legende Andre Agassi, der dem erfolgreichen Titelverteidiger Alcaraz nach 5:29 Stunden heroischem Kampf den berühmten Coup des Mousquetaires übergeben durfte, erwartet den siegreichen Spanier auf Rasen sogar noch stärker als auf Sand. Mats Wilander, French-Open-Sieger 1982, 1985 und 1988, wiederum stand auch Stunden danach noch im Eindruck des historischen Endspiels: "Das war absolut irrwitzig. Sie haben unseren Sport auf ein anderes Level gehoben. Ich hätte niemals gedacht, dass ich das nach den 'Big Three" (Federer, Nadal, Djokovic, d. Red.) sagen würde - aber sie spielen schneller denn je und auf einem Niveau, das kaum zu glauben ist. Ich habe Federer und Nadal in vielen guten Finali gesehen, aber nichts kommt an das heran."

Sinner machte einen Punkt mehr als Alcaraz

Haben wir am Sonntag eines der größten Endspiele der Grand-Slam-Geschichte gesehen? Alcaraz: "Diese Finali gehören in die Geschichte dieses Sports. Wenn es so war, ist es eine große Ehre für mich." Der unterlegene Sinner meinte: "Es ist gut zu sehen, dass wir auch solches Tennis zeigen können. Das ist gut für die Zuschauer und unsere Sportart." Mit 193:192 gelang dem Südtiroler im Match-Verlauf sogar ein Punkt mehr als Sieger Alcaraz.

Sinner hat sein Spiel im Frühjahr in seiner dreimonatigen Dopingsperre weiter perfektioniert. Als Konterpart von Alcaraz ist er als introvertierter Sportler auch ein anderer Typus als der extrovertierte Spanier. Der wirkt auf dem Platz manchmal wie ein kleines Kind, dem der Spaß am Tennis gerade in den großen Matches anzusehen ist und der so variabel spielt wie derzeit kein anderer Profi auf der Tour. Die Gegensätze der beiden sind dem Sport förderlich. Alcaraz: "Jedes Mal, wenn wir gegeneinander spielen, heben wir unser Spiel auf ein höheres Niveau."

Sinner muss allerdings aufpassen, dass Alcaraz für ihn nicht zum Albtraum wird: Von seinen letzten 50 Partien verlor der Weltranglisten-Erste nur drei - alle gegen Alcaraz.

Auch Legende Rafael Nadal gratulierte seinem Landsmann auf der Online-Plattform X: "Was für ein unglaubliches Finale bei @rolandgarros! Glückwunsch an @carlosalcaraz". Ob Alcaraz Nadals 14 Paris-Titel einmal egalisieren oder sogar übertreffen wird, wird die Zukunft zeigen. Schwierig wird es allemal, da er das frühestens im Alter von 34 Jahren schaffen kann. Nadal war bei seinem letzten Paris-Triumph 36.

Die von Djokovic gehaltene Grand-Slam-Rekordmarke (24 Titel) ist Alcaraz auf jeden Fall zuzutrauen, aber auch dem weiter bei drei Major-Titeln haltenden Sinner.

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