oe24-Interview

Herr Jauk, haben Sie noch alle Haare?

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Eine Woche nach der Thriller-Entscheidung in der Meisterschaft laufen bei Sturm Graz die Vorbereitungen für die Saison 2025/26. Und Präsident Christian Jauk erholt sich von Nerven- und Feier-Strapazen ...

Nach einer anstrengenden Arbeits- und Feier-Woche ("Auch da sind wir Steirer richtig gut") flüchtete Jauk ins verlängerte Wochenende. Von dort meldete er sich bei oe24.

oe24: Herr Jauk, da wir dieses Gespräch telefonisch führen, muss ich natürlich fragen: Haben Sie noch alle Haare am Kopf? Wie zu lesen war, hatten Sie angeboten, für den Fall, dass es wieder für den Titel reichen würde, Haare zu spenden ...
CHRISTIAN JAUK: Die Frage überrascht mich jetzt ... Das Thema hat eine charmante Sky-Reporterin aufgebracht, sie wollte meine Haare kürzen. Daraufhin hab ich unachtsamerweise gemeint: "Na gut, wenn wenn's sein muss: Mir ist der Meistertitel lieber als meine Haare." Aber mein Angebot hat dann keiner angenommen. Noch hab ich meine Haare, wahrscheinlich sind sie zu grau.

oe24: Sie sind hoffentlich nicht noch grauer geworden am letzten Spieltag ...
JAUK: Das WAC-Spiel hat mich viele Nerven gekostet, aber es war ein Herzschlagfinale mit Happy End. Wir haben die spannendste Meisterschaftsentscheidung der vergangenen Jahre erlebt, aber genau das wollen die Fans in Österreich sehen. Wenn es dann so ausgeht, schenkt einem das wieder viel Kraft. 

oe24: Jetzt können Sie ja darüber sprechen: Haben Sie im Winter, als Sturm neben Sportchef Schicker und Trainer Ilzer auch noch die Top-Spieler Biereth und Gazibegovic verlor, noch an den Titel geglaubt? 
JAUK: Es war schon schwierig genug, an die Spitze zu kommen. Aber den Titel bei all diesen Veränderungen zu verteidigen, ist ein kleines Wunder. Als Präsident musst du bei allen Unruhen, die man auch von außen bei uns reinbringen will, immer Optimist sein. Ich glaube bis zur letzten Sekunde, bis endgültig abgepfiffen wird, an unsere Chance.

Es wird teuer: "Die Meisterprämien zahle ich sehr gern"

oe24: In der ersten Euphorie über den Titelgewinn haben Sie verraten, dass Sie jetzt üppige Prämien zahlen müssen ...
JAUK: Die zahle ich sehr gern. Meisterprämien sind mir die liebsten, und ich glaub, dass die bei Sturm Graz auch sehr attraktiv sind. 

oe24: Wie heikel ist der anstehende Umbau der Mannschaft? Haben Sie darauf einen Einfluss?
JAUK: Das ist die andere Seite der Meister-Medaille, dass einige unserer Spieler jetzt sehr gefragt sind - durch den Titel und durch die Bühne, die die Champions League geboten hat. Was den Umbau betrifft, liegt das bei der sportlichen Führung, aber natürlich lass ich mir Konzepte und Überlegungen vorlegen.

oe24: Wie wird sich der Umbau sportlich auswirken? Sturm geht jetzt doch auf den Titel-Hattrick los, oder?
JAUK: Da bin ich vorsichtig. Wir schauen, dass wir das Optimum aus unseren Möglichkeiten rausholen. Abhängig von der Reife der Mannschaft braucht man immer wieder die notwendige Zeit bei einem größeren Kaderumbruch, sich zu adaptieren. Warten wir mal ab, wer den Sprung in eine größere Liga schafft, wer beim Trainingsstart noch aller da ist und wie viele neue Gesichter man sehen wird. Wir haben jedenfalls noch nie so viele Spieler wie jetzt aus der zweiten Mannschaft eingebaut, nächste Saison könnten sie eine noch größere Rolle einnehmen.

oe24: Was sagen Sie dazu, dass Teamchef Rangnick keinen Sturm-Spieler für den WM-Qualiauftakt nominiert hat?
JAUK: Das Team besteht primär aus Spielern, die in den großen europäischen Ligen im Einsatz sind. Da ist auch immer wieder der eine oder andere ehemalige Sturm-Spieler dabei, außerdem wurden einige unserer Jungstars in die U21 einberufen. Unser Ziel ist es natürlich, Sturm-Spieler im A-Team sehen.

oe24: Hat es sich bei Rangnicks Zitat über WAC-Spieler Erik Kojzek bei der letzten Kaderbekanntgabe („er spielte eine starke Saison bei Sturm Graz“) um einen Freudschen Versprecher gehandelt?  
JAUK: Haha. Dazu müssen Sie den Teamchef fragen. Kojzek ist ein sehr guter Spieler, aber wer bei unserem Trainingsstart bzw. beim Saisonstart dabei sein wird, das wird der Sportdirektor verkünden.

oe24: Angesichts des Erfolgs mit Sturm Graz und der Wertschätzung, die Sie als Präsident bekommen, müssen Sie im Nachhinein gesehen fast froh sein, dass es mit dem ÖFB-Aufsichtsratsvorsitzenden nichts geworden ist ...
JAUK: Dazu habe ich mich medial bisher nicht geäußert, und dabei bleibt es auch jetzt: Meine Liebe ist und bleibt Sturm Graz.

oe24: Lassen Sie uns zum Schluss bitte noch die Stadion-Frage klären: Besteht eine Chance, dass Sturm die komplette Saison inklusive Europacup in der Merkur-Arena spielt?
JAUK: Die UEFA hat angekündigt, uns Mitte Juni zu besuchen. Das lässt uns eine kleine Chance offen, und um die werden wir mit allen unseren Möglichkeiten kämpfen und versuchen, nachzurüsten. Das Verständnis bei der Stadt Graz als Stadion-Eigentümer scheint nach dieser Saison schon deutlich höher zu sein als vor einem Jahr. Für meine treuen Fans, die in der Champions League die weiten Reisen nach Klagenfurt in Kauf nehmen mussten, ist es auf die Dauer unzumutbar, dass man in der zweitgrößten Stadt Österreichs weder Champions-League-, noch Länderspiele austragen kann.  

Christian Jauk (60) ist Vorstands-Vorsitzender der Grawe-Bankengruppe. 2012 folgte der gebürtige Grazer Gerald Stockenhuber als Präsident bei Sturm Graz.

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