Am Dienstag, exakt eine Woche nach dem schrecklichen Amoklauf an einer Grazer Schule, gab die Polizei neue Erkenntnisse bekannt.
"Exakt vor einer Woche haben wir Sie hier auswärts im Hof der Landespolizeidirektion Steiermark erstmals über diese Wahnsinns-Tat informiert", erinnert sich Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Dienstagnachmittag in einer Pressekonferenz. Die "äußerst umfangreiche" Tatortarbeit wurde mittlerweile abgeschlossen, so Karner. Aber: "Ermittlungen benötigen Zeit und sind kein Liveticker".
Am 12. Juni, also zwei Tage nach dem Amoklauf, wurde die Soko Luctus ins Leben gerufen, über 50 Zeugen wurden bereits einvernommen. Zwei Verletzte würden derzeit noch auf der Intensivstation liegen, sieben auf der Normalstation, zwei konnten aus dem Spital entlassen werden, erklärte Michael Lohnegger, der Chef der Ermittlungsgruppe.
Der Täter Arthur A. führte fünf Magazine mit einem Fassungsvermögen von je 15 Patronen für die Glock-Pistole mit sich. Zudem habe er 18 lose Patronen für die Glock sowie 17 lose Patronen für die Flinte mit sich geführt, hieß es in der Pressekonferenz. Insgesamt hatte er also 110 Patronen bei sich.


"Wesentliche Leidenschaft" für "School Shootings"
Lohnegger bestätigte zudem, dass das Bild aus der WC-Anlage der Schule, das der Amokläufer von seinen Beinen kurz vor der Tat anfertigte und auf X postete, echt ist. Zudem seien rund 30 Social-Media-Accounts festgestellt worden, die dem Täter zuzurechnen seien, so Lohnegger. Diese seien bereits länger bekannt gewesen, allerdings gebe man so etwas nicht unmittelbar bekannt. Denn: Sobald sie medial bekannt sind, werden sie kriminalpolizeilich uninteressant. Daher seien die Accounts nun auch gelöscht worden. Es ist allerdings noch nicht endgültig geklärt, welche Accounts auf den Ex-Schüler des Grazer Oberstufenrealgymnasiums zurückzuführen seien.
Mit Gewissheit könne man mittlerweile auch sagen, dass der Täter im Laufe der Jahre "eine wesentliche Leidenschaft" für "School Shootings" entwickelt habe. Er habe nicht nur die Taten, sondern auch die Täter verherrlicht. Wie von oe24 bereits berichtet, dürfte ihm vor allem das Schulmassaker an der Columbine Highschool im US-Bundesstaat Colorado als Vorbild gedient haben. Zum Motiv gebe es nach wie vor "keine Kenntnisse".
Trittbrettfahrer lösten Dutzende Einsätze aus
Der steirische Landespolizeidirektor Gerald Ortner erklärte, dass es alleine in Graz zu 30 Einsätzen an Schulen in der vergangenen Woche gekommen sei, da "Trittbrettfahrer, die derzeitige Situation" ausnutzen würden. Er verwies darauf, dass am Montag in Niederösterreich etwa ein 19-Jähriger in U-Haft genommen wurde, der im Verdacht steht, eine Amokdrohung per E-Mail versendet zu haben.
Auch die "Verherrlichung" stelle eine Straftat wegen des "Gutheißens einer mit Strafe bedrohten Handlung" dar.