Interview

"Happyland": Evi Romen über ihren neuen Film

In dem neuen Film von Evi Romen ist die Musikerin Helen ausgezogen, um die Musikwelt zu erobern und kehrt in die heimatliche Provinz an der Donau zurück. Der Talk über den Film und verpasste Möglichkeiten. 

Happyland“ heißt der neue Film von Drehbuchautorin und Regisseurin Evi Romen (58) und dort spielt er auch: In dem Klosterneuburger Sport- und Freizeitzentrum, in das die Musikerin Helen – für viele auch Helene – zurückkehrt. Um sich um ihre Mutter zu kümmern, behauptet sie. In der Heimat wird sie mit den Geistern ihrer Vergangenheit konfrontiert. Im Interview spricht Romen über Heimkehr, verpasste Möglichkeiten und neue Pläne.

Ihr neuer Film heißt „Happyland“ und spielt im gleichnamigen Sportzentrum. Warum?
Evi Romen:
Das war ein spontaner Gedanke. Ich habe ein Haus in Kritzendorf und radle immer vorbei. Als Südtirolerin ist diese Gegend für mich eher trist, nichtssagend. Natürlich nicht die Au dahinter, aber dieser Mehrzweckbau am Rande von Klosterneuburg. Ich dachte immer, was für ein trister Ort mit einem so schönen Namen – der erweckt Sehnsüchte.

Wie ist die Geschichte entstanden? War es der Ort, zu dem die Geschichte gekommen ist?
Romen:
Ich wollte etwas mit diesem Ort, mit diesem Happyland machen. Es hätte jetzt nicht das originale Happyland sein müssen, das wir dann genommen haben. Aber ich wollte einen Ort, den man mit etwas Schönem und gleichzeitig mit Tristesse verbindet. Naheliegend ist dann, Heimat damit zu verbinden. Ich mache gerne Geschichten über Heimkehr. Der Name Happyland und dieser Ort verbinden für mich alles, was man sich zur Heimkehr denkt. Dass es vielleicht ein Happyland ist, aber doch mit merkwürdigen Gefühlen verbunden sein kann und ein Ort, den man sich mehr erträumt, als dass er wahr ist.

Happyland: Der neue Film von Evi Romen startet im Kino.
© Polyfilm

Wie ist als Südtirolerin Ihre Vorstellung von einer Heimkehr, wenn wahrscheinlich auch nur theoretisch?
Romen:
Lange Zeit hat die Möglichkeit, nach Hause zu gehen, mich sehr beruhigt. Es war auch karrierefördernd, weil ich immer dachte, wenn etwas schiefgeht, fahre ich einfach nach Hause. Mit der Zeit schafft man sich aber eine zweite Heimat und merkt, dass die Wurzeln zwar sehr lang sind und man daraus, notfalls nach Hause zu gehen, noch einen gewissen Beruhigungseffekt ziehen kann, aber man fängt auch an, sich damit zu beschäftigen, was das Zuhause ist und ob es dort wirklich so schön war. Ich bin ja weggegangen, das hatte einen Grund.

Der Film erzählt auch vom Scheitern und von verpassten Möglichkeiten. Sind das Themen, die Sie beschäftigen?
Romen:
Auf jeden Fall. Ich bin jetzt in meinem Alter, wo man sich, ähnlich wie die Hauptfigur, ein bisschen mit den Gedanken beschäftigt, dass nicht mehr alles geht. Too old to rock ’n’ roll, too young to die. Dieser Moment, wo man Resümee zieht und überlegt, was man daraus macht, schaut bei jedem anders aus. Bei mir schaut das so aus, dass ich mir möglichst viele Notizen mache, was ich noch leben oder erleben möchte.

Happyland: Der neue Film von Evi Romen startet im Kino.

Andrea Wenzl und Simon Frühwirth in "Happyland". 

© Polyfilm

Was für eine Frau wollten Sie mit der Hauptfigur Helen zeigen?
Romen:
Sie ist eine sehr männliche Frau. Sie ist deshalb nicht unbedingt stark. Nach außen schon. Wobei ich auch behaupte, dass die meisten Männer nur nach außen stark sind. Es ist ein bisschen eine Umkehr, ein Porträt einer Frau, die es durchaus so gibt, aber aus einem männlichen Blick. Wie vielen Männern haben wir zugeschaut in solchen Leben, wie oft hat man gesehen, ein Mann zieht die Ferne und lässt alles zurück? Er hat vielleicht irgendwann Schuldgefühle, aber es gibt keine gröberen Konsequenzen daraus, außer dass man sein Leid beobachtet. Bei einer Frau sieht das anders aus. Es ist spannend zu sehen, wie das aufgenommen wird. Auch wie unterschiedlich es von Generationen aufgenommen wird. Jüngere fragen: „Wieso ist die so männlich?“ Von älteren Frauen kommt eher: „Ja, das bin ich auch. Das sind Seiten an mir, die ich nicht so gerne sehe.“

Happyland: Der neue Film von Evi Romen startet im Kino.

Andreas Wenzl kehrt als Musikerin Helen nach Hause zurück.

© Polyfilm

Wenn man so eine Figur schreibt, hat man sicher ein Bild dazu im Kopf. Ist es schwer, sich bei der Besetzung von diesem Bild zu lösen?
Romen:
Das war tatsächlich die größte Herausforderung. Ich dachte, ich kenne viele solche Frauen, die ein bisschen Rock’n’Roll, aus dem Leim gegangen sind. Ich hatte ursprünglich eine aus dem Leim gegangene Frau im Kopf, die gar nicht merkt, dass ihr Körper mittlerweile irgendwas macht, die in ihrem Kopf immer noch 20 ist. Diese Frau habe ich nicht gefunden. Mit großem Erstaunen habe ich festgestellt, das ist eher etwas für Frauen ab 60. Frauen Mitte 40, wie in der Geschichte, erleben das ganz anders. Da geht es mehr um ein ewiges Teenager-Ding, um eine Zartheit, die man sich behält.

„Happyland“ ist gestartet. An welchen Projekten arbeiten Sie gerade?

Romen: Ich werde mich für fünf Monate nach Rom verabschieden. Ich wollte mal raus. Ich bin Italienerin und dachte, im Sinne dessen, was wir anfangs erzählt haben, was könnte man noch leben: Das habe ich noch nicht gemacht. Ich habe ein kleines Literaturstipendium von Südtirol bekommen und werde versuchen, einen Roman über das Leben meiner Großmutter zu schreiben. Sie hat ein Leben gelebt, das ich heute als Feminismus aus purer Lebenslust beschreiben würde.

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