Die renommierte Künstlerin Sabine Wiedenhofer gewährt exklusive Einblicke in ihr privates Haus der Inspiration und Begegnung.
Auf keinen Fall in einem „g‘spritzten“ Bezirk sollte es sein, ihr Traumhaus, das Sabine Wiedenhofer im Jahr 2004 für sich und ihre Familie suchte. Ihr jahrelanges Hobby, Immobilien-Anzeigen zu lesen, sollte sich lohnen. Das dreistöckige Haus aus einer Verlassenschaft in einer kleinen, ruhigen Gasse in Wien-Ottakring samt Garten in perfekter Größe erwies sich als „Liebe auf den ersten Blick“, erzählt die Künstlerin im Rahmen unseres LIVE&STYLE-Besuchs, ihrer ersten Homestory. „Die Energie des damals noch in einzelne Wohnungen aufgeteilten Hauses hat mich sofort in ihren Bann gezogen.“

Angekommen ist die zweifache Mutter nicht nur als erfolgreiche zeitgenössische Künstlerin, sondern auch privat – in einem von ihr wunderschön renovierten und elegant eingerichteten Haus in Wien-Ottakring.
„Die Energie hier inspiriert mich jeden Tag aufs Neue.“
Ein in die Stukatur eines Türstockes geschnitzter Engel sollte schließlich zum Entscheidungsträger werden. „Ich empfand das als Zeichen und habe sofort Ja gesagt.“ Seither lebt die angesehene Contemporary Art-Künstlerin mit ihrer 17-jährigen Tochter, ihrem 19-jährigen Sohn und Hündin Lola unter dem Schutz des Holzengels und ist „überglücklich, in einer Gegend zu leben, in der man sich nicht rausputzen muss, um einkaufen zu gehen, und wo Multikulti kein Thema ist.“

Die Energie des Hauses, das Sabine Wiedenhofer 2004 entdeckte, fasziniert die Künstlerin bis heute.
Schlafzimmer im einstigen Atelier
Elegant und edel eingerichtet hat die 50-Jährige ihr Refugium dennoch. Wild ausgesehen hat es nur im obersten Stockwerk als die Malerin, Bildhauerin und Fotografin dort werkte, weil sie damals noch kein eigenes Atelier hatte. „Ich war immer eine leidenschaftliche Mutter und wollte meinen Beruf mit dem Mama-Sein gut vereinen“, weshalb Sabine Wiedenhofers erste berühmte Werke dort entstanden, wo sich heute ihr Schlafzimmer mit angeschlossenem gemütlichen Wohnbereich befindet.

Die Vorarbeiten für ihre Glaswürfel „TriBeCa“ bringen Farben an die Wände.
An die Küchenfronten dürfen alle kritzeln
Das mit Freude erfüllte Leben mit Familie und Freunden findet jedoch im Erdgeschoss statt, wo die Kreative aus dem Eingangsbereich und einstigen Dienstbotenräumlichkeiten einen einladenden Vorraum, ein großzügiges Wohn- und Esszimmer sowie ein helles Büro zauberte. „Nur die Küche habe ich nicht verändert“, sagt Wiedenhofer während sie Crémant in geschliffene Champagnerschalen gießt.

Die Küche als Kunstprojekt. Hier darf sich jeder mit Lackstift verewigen und der Gastgeberin Botschaften hinterlassen.
Ihrer künstlerischen Kreativität ist es zu verdanken, dass die kleine 1990er-Jahre-Holzküche dennoch ein weiteres Highlight des Hauses darstellt: „Seit wir eingezogen sind, darf hier jeder mit Lackstiften auf den Fronten schreiben, kritzeln, zeichnen... ganz egal, was.“ Und so findet man hier ebenso witzige wie liebevolle Botschaften von Wiedenhofers Liebsten. Sie selbst tobt sich in Form ihrer grandiosen Werke aus, die sämtliche Räume zieren und die gebürtige Wienerin („Ich bin am Rennbahnweg in einer sehr rauen Gegend in einfachsten Verhältnissen aufgewachsen.“) bereits zum Shooting-Star der renommierten „La Biennale di Venezia“ avancieren ließen.
"Mensch, ärgere Dich nicht"
Alea iacta est. Die aus Murano-Glas gefertigten Figuren aus ihrer berühmten „Mensch, ärgere dich nicht“-Installation – von der Künstlerin „Mathildas“ genannt – sind auf dem Esstisch perfekt platziert. An den Wänden finden sich abstrakte Gemälde, in denen man – ist man erst einmal richtig in Wiedenhofers Sicht der Welt eingetaucht – traumhafte Waldlichtungen oder aussagekräftige Gesichter entdeckt.

Aus Murano-Glas fertigt Wiedenhofer ihre Skulpturen, darunter die berühmten „Mensch, ärgere dich nicht“-Figuren aus der „Alea iacta est“-Installation.
Bunt treibt es Wiedenhofer, die bei Wandfarben ausschließlich auf zartes Grau, Cremeweiß und Lindgrün im Schlafbereich setzt, ausschließlich in Form ihrer ebenso berühmten „TriBeCa“-Würfel an den Wänden. „Hier wird aber ständig umgehängt, weil ich ja immer wieder Werke für Ausstellungen benötige und neue entstehen“, erklärt die leidenschaftliche Gastgeberin.
"Mein Zuhause ist ein Ort der Begegnung"
Die Trennung von Arbeit und Privatleben gelang Wiedenhofer 2019, indem sie sich ein Atelier in der Wiener Innenstadt einrichtete. Seither schöpft die Künstlerin in ihrem traumhaften Haus nur mehr Energie für ihre umfangreichen Projekte und recherchiert in ihrem lichtdurchfluteten Arbeitszimmer mit Blick in den Garten samt Pool für ihre zeitgenössischen Werke, die als „stille Zeugen einer Epoche“ fungieren sollen.

Edel, aber gemütlich will die Künstlerin wohnen.
Wohnen als Kunstprojekt zählt übrigens auch zu Wiedenhofers Portfolio. Im Rahmen von „Artists Projects“ schuf sie Raumkonzepte – von Wandfarben über Möbel bis hin zur Kunst. „Dabei geht es mir darum, dass man einen Raum betritt und Kreativität fühlen kann.“ Ebendies gelingt ihr in ihrem Zuhause perfekt ohne dabei realitätsfern oder abgehoben zu wirken.
„Zusammen mit Doris Brandner, einer grandiosen Tapeziererin, habe ich aus sehr alten Möbeln mit schönen Stoffen etwas Neues geschaffen, das gar nicht teuer war“, freut sie sich etwa über die alte Sitzbank am Esstisch, wo die lebenslustige Künstlerin gerne Freunde bewirtet. „Mein Zuhause ist immer wieder ein Ort der Begegnung – hier feiern die Freunde meiner Kinder ebenso wie Kolleg:innen aus der Künstlerszene oder andere Menschen, die mir am Herzen liegen.“

Der einstige Eingangsbereich ist heute das Arbeitszimmer mit Blick in den Garten.
Sieben Todsünden & der Blick für das Schöne
Das Menschsein an sich beschäftigt Sabine Wiedenhofer auch in ihrem neuesten Projekt, das am 31. Mai Premiere feiert. Für das Verdi-Requiem „Messe für die Menschheit“ am Stadttheater Klagenfurt gestaltete die Gesellschaftskritikerin ein visionäres Bühnenbild, das die sieben Todsünden, die unsere Welt zerstören, thematisiert (Infos unter stadttheater-klagenfurt.at. „Es soll ein Eyeopener sein und die Menschen zum Nachdenken anregen“, so Wiedenhofer, die trotz der düsteren Zeiten, mit denen sie sich in ihren Werken auseinandersetzt, ganz offensichtlich nicht den Blick und ihr Händchen für das Schöne im Leben verloren hat.